Dienstag, 30. Mai 2006

Augenblicke

An manchen Tagen geht es mir gut.
Dann passiert irgendetwas, ich lese etwas,
ein Augenblick ...
und ich bin wieder dort, wo ich war.

Ich weine nicht mehr soviel wie am Anfang.
Aber ich lache auch nicht mehr soviel
wie vor dem Unfall.

Ein Teil von mir wird nie zurückkommen,
denn er ist mit ihm gegangen.


Es scheint oft, als ob die Lücke, die Simons
Tod hinterlassen hat, die ganze Zeit in mir ist.

Manchmal ist sie so real, dass ich sie beinahe anfassen kann.
Manchmal wird sie so groß, dass ich nicht anderes sehen
kann.

Mittwoch, 24. Mai 2006

Ein Teil von mir ...

ich möchte nicht mehr über alles sprechen,

ich möchte nicht getröstet werden ...
ich möchte mich nicht verschließen oder „zu machen“,
ich möchte nur einfach nicht mehr sagen "es geht schon"
... denn das tut es nicht.
ich will einfach nur mal traurig sein dürfen ...
der schmerz ist immer da ein teil meines neuen lebens,
ich vermisse meinen sonnenschein unendlich,
ein teil von mir fehlt …
einfach weg … ohne die möglichkeit eines abschieds
die sehnsucht nach simon wird von tag zu tag größer
... aber es ist mein weg, den ich gehen werde.

hilfe habe ich genug,
die trauergruppen tun gut und sind wichtig
dort finde ich menschen die wie ich denken und fühlen
in diesen zeiten habe ich festgestellt,
das aus bekannten - freunde werden
und aus freunden - fremde,
menschen auf die ich gezählt habe haben sich abgewendet,
warum auch immer.
macht euch keine sorgen
lasst mich einfach traurig sein …
denn meine trauer um das was ich verloren habe

ist nun ein teil von mir.

Montag, 22. Mai 2006

Ihr lieben Eltern, Ihr,

Ihr lieben Eltern, Ihr,

seid nicht voll Schwermut und nicht voll Kummer,
wenn Ihr an mich denkt !
Und bitte: verhärtet nicht.
Ich bin nicht verloren, nicht für Euch und nicht für die,

die mich gekannt und nicht vergessen haben.
Meinen Anfang habe ich aus Euch genommen
und ich bin in Euer Inneres zurückgekehrt.

- Für immer. -

Das hat die Liebe bewirkt, die Ihr mir geschenkt habt.
Klammert Euch nicht an mich. Ihr dürft loslassen,
denn ich bin eins geworden mit Euch,
mehr, als wenn ich mein Leben weiter gelebt hätte.

Gewiss, die Zeit war kurz, die ich bei Euch sein durfte.
Aber auch das längste Leben ist nur wie ein kurzer Blitz
in der Zeitrechnung,
die jenseits Eures kleinen, wichtigtuerischen Planeten herrscht.
Was MEHR ZÄHLT ALS DIE GEMEINSAMEN Jahre,

ist der Geist, der sie erfüllt hat.

Beklagt nicht, dass ich ohne Abschied von Euch gegangen bin,
beklagt nicht den Streit, den wir manchmal hatten,
grübelt nicht, was Ihr hättet anders und besser machen können,
als Ihr noch Verantwortung für mich gehabt habt.

Was zählt, ist meine Verbundenheit mit Euch
und Eure Verbundenheit mit mir.
Sie ist gewachsen und sie wird genährt durch all die Liebe
und all die Geduld, die Zärtlichkeit und die Hoffnung,
die mir von Euch zuteil wurde.

Diese Ernte einer guten Saat bewirkt,
dass wir wieder eins geworden sind
und dass wir eins bleiben werden.

Heute kann ich Euch ein wenig zurückgeben
von dem Geist der Hoffnung,
den ich Euch danke,
von der Kraft, zu der Ihr mir verholfen habt,
von dem Lächeln, das ich von Euch gelernt habe.

Ich bin nicht verloren, ich bin Euch nur vorausgegangen.

Lasst Euch durch nichts verwirren.
Erhaltet mir Eure Liebe. Sie, diese Liebe,
gibt auch Eurem Leben die Tiefe, aus der Ihr Ruhe und Kraft schöpft.
Ich glaube, die Menschen um Euch
brauchen Eure Erfahrung und Euren Frieden
und alles, was in Euch an Verstehen und Hilfe gewachsen ist.

Die Welt braucht den Trost, der von Euch ausgeht,
weil Ihr in der Trauer um mich
erfahrener, reifer, wertvoller werden konntet.
Lächelt nicht über mich und meine Gedanken

- oder besser, lächelt doch -

Ihr lieben Eltern, Ihr.

Donnerstag, 18. Mai 2006

Mami ...

Mami ...

Ich ging zum Konfirmandenunterricht, Mami, und dachte an Deine Worte.
Du hattest mich morgens gebeten, auf mich aufzupassen, und so wollte ich es tun.
Ich fühlte mich ganz stolz, Mami, genauso, wollte unabhängig … dir keine Last sein.
Ich habe doch aufgepasst, Mami.
Auch wenn die anderen was anderes sagen, sagen ich hätte es nicht getan
Ich weiß, dass ich es richtig gemacht habe, Mami.

Der Unterricht war zu Ende, Mami, und alle gingen nach Hause.
Als ich in den Bus stieg, Mami, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde:
auf Grund Deiner Erziehung – so verantwortungsvoll und fein.
Ich saß vorne beim Busfahrer, Mami und schaute gemeinsam mit ihm auf die Strasse.
Aber der andere Fahrer sah mich nicht und sein Wagen traf mich mit voller Wucht.
Als ich auf der Strasse lag, Mami, hörte ich den Polizisten sagen,

der Mann sei zu schnell gefahren.

Und nun bin ich der jenige, der dafür büßen muss.
Ich liege hier im Sterben Mami. – Ach bitte, komm doch schnell.
Wie konnte das passieren? Mein Leben zerplatzt wie ein Luftballon.

Ringsherum ist alles voller Blut, Mami, das meiste von mir.
Ich höre den Arzt sagen, Mami, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt.
Ich wollte Dir nur sagen, Mami, ich schwöre es, ich habe wirklich aufgepasst.
Es war der andere, Mami, der hat einfach nicht nachgedacht.
Er war wahrscheinlich im Gespräch mit seinem Nachbarn versunken, Mami.
Der einzige Unterschied ist nur: Er ist zu schnell gefahren und ich werde sterben.
Warum müssen die Menschen immer rasen, Mami? Haben sie keine Zeit ?

Es kann das ganze Leben ruinieren.

Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche so scharf.
Der Mann, der mich angefahren hat, Mami, läuft herum und ich liege im Sterben.
Er guckt nur dumm.
Sag meinem Bruder und meiner Schwester, dass sie nicht weinen sollen, Mami.
Und du sollst auch tapfer sein. Und wenn ich dann im Himmel bin, Mami, schreibt „Mami’s Sonnenschein“ auf meinen Grabstein.

Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mami, nicht so schnell zu fahren an dieser Stelle!
Wenn man ihm das gesagt hätte, Mami, würde ich noch leben.

Mein Atem wird kürzer, Mami, - ich habe große Angst.
Bitte weine nicht um mich, Mami. Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte.
Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mami, bevor ich von hier fortgehe:
Ich habe doch alles richtig gemacht und aufgepasst, warum bin ich der jenige, der sterben muss?

Dienstag, 16. Mai 2006

Stirb nicht vor mir ...

Die Nacht öffnet ihren Schoß
Das Kind heißt Traurigkeit
Es ist kalt und regungslos
Ich weine leise in die Zeit
Ich weiß nicht wo du jetzt bist
Doch ich weiß dass es dich gab

und du ein Teil von mir warst

Ich weiß dass irgendwann
wir uns wiedersehn

He comes to me last night
Thousand words are spoken

His hands are cold
I was so said about it
I don't know where you are

In my dreams you are by my side

You told me about your pains

but you still satisfied


Alle Häuser sind verschlossen
Und in manchen Fenstern Kerzenlicht
Dort leben sie sorglos und ohne Angst

Und ich ?
Ich warte nur auf dich ...

Ich warte hier ...
Don't die before I do
Ich warte hier
Stirb nicht vor mir


Danke Rammstein für die Inspiration

Donnerstag, 4. Mai 2006

WARUM ???


Was ich verloren habe ... und wir alle so unendlich vermissen ! Simon war so fröhlich und lebenslustig ... WARUM ???

Weißt du, warum ich weine ...

Weißt du, warum ich weine?
Ich habe mein Kind verloren.
Ein Kind verliert sein Leben -
etwas Schlimmeres kann es nicht geben.

Ich wünsche so etwas Keinem.
Das ist, als wenn ein Dorn,
direkt das Herz durchbohrt.
Es ist so furchtbar hart.

Du sagst, es wird schon werden,
das kann ich nicht mehr hören.
Du hast das nicht erlebt,
wenn die Erde um dich bebt.

Wenn die Welt um dich versinkt,
wenn die Sterbeglocke klingt.
Wenn die Angst dich überlistet,
wenn du kaum noch weißt, wo du bist.

Man merkt es mir zwar nicht an
und trotzdem ist es so.
Dass ich das nicht verwinde,
es war und bleibt mein Kind!

Du ahnst nichts von meinem Leid,
dabei hilft auch nicht die Zeit.
Man sagt, sie heilt alle Wunden -
Warum werde ich so geschunden?

Die Seelenschmerzen bleiben,
die kannst du nicht vertreiben.
Die sind fast wie so Gespenster,
wie Schatten vor einem Fenster.

Jetzt weißt du, warum ich weine.
Ich habe mein Kind verloren ...

(Dieter Walter)