Mittwoch, 27. Dezember 2006

Worte


Worte zu finden, aufzuschreiben für das Unausprechliche
... soll ja hilfreich sein.

Ich versuche es mal für Weihnachten 2006, dem zweiten Weihnachten ohne unsere SIMON.

Erwartet habe ich ein einfacheres Weihnachten, das es erträglicher wird als das Erste ohne unseren kleinen Sonnenschein.
Die Adventszeit schien ja auch einfacher als im ersten Jahr ohne ihn, sie war
so kurz und angefüllt mit vielen Terminen, zum Nachdenken kaum Zeit, zum Trauern kein Platz.

Erlebt habe ich ein intensiveres, anstrengenderes, bewußteres und damit auch sehr viel schmerzlichers Weihnachten als das erste ohne Simon. Damals war ich noch eingehüllt in den Nebel des Schocks, des "Nicht-begreifen-können". Doch auch diese Jahr kann ich es immer noch
nicht ganz BEgreifen.
Die letzten Tage vor Heilig Abend hektisch erfüllt von dem Gedanken, ich muß meinem Schatz doch auch etwas schenken.
Es sollte doch wie letztes Jahr etwas für ihn unter unserem Weihnachtbaum liegen ...

Wie wird es denn nun werden das dritte Weihnachten "ohne"? Ich mag es mit gar nicht vorstellen war dieses doch schon schwer genug.

Habe ich zu weit gedacht? Immer ein Schritt vor den Andern, aber dennoch die Frage im Inneren,
Warum, warum mein Kind? Warum mußte das geschehen? Hätte ich das verhindern können, wenn ich mich mehr auf unser letztes Telefonat konzentriert hätte. Das letzte Mal das ich sein "Mama" gehört habe ... Steigert es sich von Jahr zu Jahr? Werde die Sehnsucht, der Schmerz immer mehr?

Ich habe Hoffnung in mir, dass es sich nicht steigern, sondern verändern wird so wie ich mich verändere und das ich immer mehr lerne damit zu leben, besonders an solchen Tagen.

Wünsche Euch allen auch Silvester gut zu überstehen, es ist nicht leicht, in dem Bewusstsein wieder ein langes Jahr ohne Simon an unserer Seite zu begehen ... kann man so ein Jahr überhaupt begrüßen?

4 Kommentare:

Bigi hat gesagt…

Liebe Claudia,

kaum noch Kommentare auf deinem Blog lassen mich nachdenklich werden. Es ist nicht so das es nicht wahrgenommen wird, was du schreibst. Es fällt nur immer schwerer tröstliche Worte zu finden, die man als Kommentar posten kann.
Zuerst schreibt man, die Zeit heilt alle Wunden oder ähnliches.
Doch was passiert wenn die Wunden dann doch nicht so schnell heilen, wie man es sich wünscht.
Alle gut gemeinten Tips und Ratschläge sind bereits geschrieben.
Was schreibt man dann?
Ich kann dir nur schreiben, das ich Simon sehr vermisse, mir fehlt sein Lachen, seine Witze, sein Rumgealbere, seine Talente und Fähigkeiten.
Ich fühle mit dir und auch das wird sich niemals ändern.
Ich wünsche dir für das Jahr 2007 das es stückchenweise für dich erträglicher wird ohne ihn leben zu müssen.
Ich wünsche mir für uns Alle, das wir dieses Schicksal gemeinsam tragen und dir ein wenig von deiner Last nehmen können.

Deine Bigi

dear-son hat gesagt…

Liebe Bigi,

auch das kleinste unbedeutenste Wort ist besser als gar keins. Auch mich macht es traurig das niemand mehr etwas schreibt und habe Angst das es aus Desinteresse geschieht. Aber ich darf dabei auch nicht vergessen euer Leben ja weiter geht, so meins das sich im Wandel befindet.
Danke und liebe Grüße

Claudia mit Simon dabei, immer

Claudia hat gesagt…

Liebe Claudi,

endlich ist hier im Haus die Ruhe eingekehrt, die mir die Stille und den Raum schafft, meine Gedanken vielleicht in Worte fassen zu können.
Wenn so wenig von mir hier zu finden ist, liegt das auf gar keinem Fall an Desinteresse. Du kennst mein Leben...einen Teil davon.
Weihnachten...ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, wir hatten kein schönes Fest. Für mich persönlich jedoch das nachdenklichste Weihnachtsfest meines bisherigen Lebens. Die Vorweihnachtszeit, nein, eigentlich die vielen Tage seit Simon uns allen vorausgegangen ist...angefüllt mit unendlich vielen Gedanken, die ich so oft so schwer in Worte fassen kann.
Was schreibe ich nun? Die Gedanken kreisen und finden doch nicht den Weg über die Tastatur hierher.
Ich bin für Dich da. Deinen Weg musst Du alleine finden. Aber Wegbegleiter können Dir manchmal einen Teil Deiner Last abnehmen. Es macht die schwere Last vielleicht ein ganz klein wenig leichter.

Lieben Gruß
Claudia

Orpheus hat gesagt…

Hallo Claudia!

Es ist so, wie Bigi schon sagte - es fällt zunehmend schwer, tröstende Worte zu finden; man meint, alles sei schon gesagt - und die Trauer ist noch immer nicht überwunden. Das entmutigt mitunter, weckt Ohnmacht und führt ins Schweigen.
Aber vielleicht geht es auch nicht (mehr) um Trost und um Überwindung der Trauer - vielleicht geht es für dich darum, mit der Trauer leben zu lernen und sie als das anzunehmen, was den leer gewordenen Platz von Simon füllt.
Ich wünsche dir jedenfalls für das neue Jahr, daß du dies zunehmend kannst: deine Trauer anzunehmen, mit ihr als wohl ständigem Begleiter zu leben und auch - so paradox das klingen mag - aus ihr Kraft zu schöpfen für dein eigenes Leben. Denn es gibt eine Form der Trauer, die uns lähmt, aber auch eine, die uns nach der Schockphase wieder aufleben läßt zu einem Ja zum (eigenen) Leben und zum Tod (dem eigenen wie dem anderer).
In diesem Sinne wünsche ich dir, daß deine Trauer dir ein guter Begleiter sein möge!

Orpheus