Montag, 14. August 2006

Anders ?!!


Die Welt sieht jetzt anders aus. Was rosa war ist jetzt violett, das Gelbe braun. Strassen haben jetzt Kreuze am Rand stehen. Songtexte, Gedichte und Gebetet habe sich anders geordnet, so dass Zeilen, die ich kaum beachtet hatte jetzt herausspringen:
"Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht" (Jos. 1,5 b)
Fotos die einst das Lachen und die Fröhlichen Erinnerungen weckten, versursachen jetzt nur den Schmerz. Warum fällt es mir so unsagbar schwer, die Fotos von Simon als kleinem Jungen zu betrachte?
Etwas ist vorbei. In den tiefsten Schichten meiner Existenz ist etwas beendet, erledigt. Mein Leben ist geteilt in vorher und nachher.
Besonders an Stellen, wo wir zusammen waren, schwappt dieses Gefühl, das etwas vorbei ist, über mich. Dies geschieht nicht so sehr zu Hause, sondern anderswo ... so wie gestern bei gemeinsamen Wandern.
Ein Augenblick in unserem gemeinsamen Leben, ein Augenblick von besonderer Wärme, Nähe und Lebendigkeit, ein Augenblick, in dem ich Simon besonders erlebte, ein Augenblick der Hoffnung und Erwartung und des Offenseins für die Zukunft - ich erinnere den Augeblick.
Aber statt das die Linien des Gedenkens hinführen zu seinem gegenwärtigen Leben, münden sie alle in einer Stätte kalter tiefer Schwärze und kriechen langsam, schleimig auf meine Seele.

Das Buch des Lebens schlägt schallend zu.

Es ist vorbei. vorbei, vorbei. Alles was ich tun kann, ist, mich an ihn erinnern. Ich kann ihn nicht mehr erfahren. Das Kind, an dem diese Erinnerungen hängen, ist nicht mehr hier bei uns, steht nicht mehr neben mir. Nur noch in meiner Erinnerung, nicht mehr in meinem Leben.
Nichts Neues kann es zwischen uns entstehen. Alles ist fest versiegelt, verschlossen in der Vergangenheit.
Ich bin noch da. Ich muss weitermachen. Ich muß wieder anfangen.
Aber diese neue Anfang ist so anders als der erste. Damals hatte ich nicht diese Last zu tragen ... etwas ist vorbei.
Manchmal denke ich, dass alles Glücklichsein für mich vorbei ist. Ich auf alte Fotos, und sofort kommt der Gedanke: " Das war, als wir noch Glücklich waren."
Aber ich vermag noch zu lachen, daher vermute ich, dass es das nicht ganz ist. Vielleicht ist das zu Ende, dass das Glücklichsein eine Grundstimmung meines Daseins ist. Nun ist es der Kummer.
"Kummer ist nicht eine Insel, sondern ein Meer"

5 Kommentare:

Die kleine Hexe hat gesagt…

Wenn Kummer das Meer ist, ist dann das kleine Glück hier und da eine Insel?
Dann wünsche ich mir für dich viele kleine Inseln.
Dein Helenchen

Claudia hat gesagt…

Zweimal habe ich dieses Lied bewußt gehört...einmal als ich zum ersten Mal alleine unterwegs zum Straßenkreuz war...und dann erst wieder als Kim das erste Mal mit am Straßenkreuz war und wir uns auf dem Rückweg befanden:

"Right here waiting for you

Oceans apart day after day
And I slowly go insane
I hear your voice on the line
But it doesn't stop the pain

If I see you next to never
How can we say forever

Wherever you go
Whatever you do
I will be right here waiting for you
Whatever it takes
Or how my heart breaks
I will be right here waiting for you

I took for granted, all the times
That I though would last somehow
I hear the laughter, I taste the tears
But I can't get near you now

Oh, can't you see it baby
You've got me goin' crazy

Wherever you go
Whatever you do
I will be right here waiting for you
Whatever it takes
Or how my heart breaks
I will be right here waiting for you

I wonder how we can survive
This romance
But in the end if I'm with you
I'll take the chance

Oh, can't you see it baby
You've got me goin' crazy

Wherever you go
Whatever you do
I will be right here waiting for you
Whatever it takes
Or how my heart breaks
I will be right here waiting for you

Richard Marx"

Liedtexte bekommen auf einmal einen tieferen Sinn. Dinge, die einem immer selbstverständlich erschienen sind es auf einmal nicht mehr. Man sieht alles mit anderen Augen. Sieht Menschen, die durch ihr Leben hetzen und es eigentlich garnicht wahrnehmen. Glück erkennen viele erst, wenn sie es verloren haben.

Du kannst kein neues Leben beginnen, aber täglich einen neuen Tag.

Claudia

Claudia hat gesagt…

Kurzer Nachtrag zum Eintrag von gestern abend: Beide Male wurde das Lied im Radio gespielt, nicht von einer CD (ich hab sie leider nicht)!

Gerd hat gesagt…

Trösten ist eine Kunst des Herzens.
Sie besteht oft nur darin,
liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.
(Otto von Leixner)
Gerd

Bigi hat gesagt…

Natürlich können wir kein Foto betrachten ohne den Schmerz auszuschliessen.
Auch der Spaziergang weckt die Erinnerungen, und die tun weh.
Viel schlimmer wäre es wenn sie nicht weh tun würden, denn dann hätten wir vergessen.
Und was kann es schlimmeres geben als zu vergessen.
Das Meer ist am Anfang sehr weit und keine Insel ist in Sicht, doch es gibt kein Meer das es nicht zu überqueren gibt, denn am Ende wird es wieder Festland geben.

Ich wünsche dir viel Kraft um ans Land zu schwimmen, auch wenn dies ein anderes neues Land sein wird.

Vergessen werden wir jedoch niemals.